Artenkenntnis-Wochenende in Garmisch

Von Steinadlern, Moorkönigen und Gelbbauchunken

Naturschutzjugend im LBV bildet Artenkenner*innen von morgen aus: Erstes Artenkenntnis-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen

Hilpoltstein, 10.06.2022 – Dass die Artenkenntnis in der bayerischen Bevölkerung
seit vielen Jahren abnimmt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Der bayerische
Naturschutzverband LBV hat erkannt, dass man gerade bei den jungen Menschen
ansetzen muss, um Expertinnen und Experten für die heimische Pflanzen- und
Tierwelt zu gewinnen und auszubilden. Vom 3. bis 5. Juni fand deshalb ein erstes
Artenkenntnis-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen statt. „Qualitativ
hochwertiger Natur- und Artenschutz ist heute wichtiger denn je. Wir verlieren
jeden Tag unwiederbringlich Arten, was wir aber auch verlieren ist die
Artenkenntnis selbst“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. In
Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung des Bayerischen
Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz und der Bayerischen
Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege ist das Format der
Artenkenntnis-Wochenenden entstanden. Kernstücke der Veranstaltung waren
zahlreiche Exkursionen in die Naturräume der Alpenregion.

Am ersten Artenkenntnis-Wochenende in Garmisch nahmen knapp 70 junge Menschen
zwischen 14 und 30 Jahren sowie 21 Referentinnen aus ganz Bayern teil. „Es boten sich viele Möglichkeiten, die Artenvielfalt in verschiedenen Lebensräumen zu erleben, sich mit anderen jungen Menschen auszutauschen und sich mit Referentinnen und Referenten zu vernetzen“, so die die Projekt-Koordinatorin Franziska Tank. Für die Vogelstimmenexkursion führte der „Vogelphilipp“ Philipp Hermann die jungen Interessierten entlang von Wiesen, Hecken und Gärten in die direkte Umgebung der Jugendherberge Burgrain. Der LBV-Alpenexperte Michael Schödl nahm seine Gruppe mit an die Isarauen, um dort auf die Suche nach Kiesbrütern zu gehen. Bei Exkursionen ins Naturschutzgebiet Murnauer Moos entdeckten die Teilnehmenden neben Kreuzottern und Gelbbauchunken auch Braunkehlchen und Wachtelkönig. Bei spätabendlichen Exkursionen lernten die Artenkennerinnen von morgen einige Nachtfalter- und
Fledermausarten kennen.

Im Murnauer Moos konnten die Teilnehmenden auf die Suche nach Amphibien und Reptilien gehen.

Foto: Christoph Binder


„Durch unsere LBV-Hochschulgruppe in Triesdorf hatte ich bereits eine grobe
Vorstellung, was mich erwartet, aber diese Erwartungen wurden übertroffen. Man hat
gesehen, dass man nicht allein auf weiter Flur ist, sondern dass es noch viele andere
junge Menschen gibt, die sich für unsere Natur interessieren“, sagt Selina Hemmer,
Teilnehmerin am Artenkenntnis-Wochenende. Am Wochenende haben nicht nur die
Referent*innen selbst, sondern auch einige Teilnehmende mit ihrem Fachwissen
überzeugt.


Markus Faas vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
freut sich, dass das Format der Jugendgipfelveranstaltung des StMUV zur Artenkenntnis,
das 2019 mit großer Begeisterung von etwa 100 angehenden Artenkennern
aufgenommen wurde, nun mit Unterstützung des LBV endlich fortgesetzt werden
konnte.

Bei einer Exkursion versuchten sich die Teilnehmenden im Fischfang und bei der Muschelsuche.

Foto: C. Binder


Lisa Silbernagl betreut das Netzwerk Artenkenntnis an der ANL und war besonders von
der Euphorie der Teilnehmenden begeistert. „Dass sich so viele junge Menschen für
Artenkenntnis und Biodiversität interessieren, macht Hoffnung, die Erosion der
Artenkenner und Artenkennerinnen stoppen zu können. Ich freue mich auf die
Veranstaltung im Herbst, bei der es noch einmal die Möglichkeit geben wird, auf
Exkursionen spannende Artengruppen kennen zu lernen und Gleichgesinnte zu treffen.“
Nach diesem gelungenen Wochenende begannen die Vorbereitungen für das nächste
Artenkenntnis-Wochenende vom 2. bis 4. September in Rothenfels am Main, bei dem
neue Artengruppen und andere Lebensräume des mainfränkischen Spessarts erkundet
wurden. Den Bericht zu Rothenfels gibt es hier!

Hier geht’s zum Rückblick Rothenfels

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